Der Geruch von Herbst in Berlin erinnert mich immer an meine allerersten Wochen in dieser großen Stadt. Das ist jetzt schon mehr als fünf Jahre her. Ich lief damals oft durch die Straßen, die wie heute regennass waren; gelbe Blätter klebten auf dem Pflaster. Oft war es schon dunkel, so wie eben, als ich nach Hause gelaufen bin, nachdem ich meine Freundin zum Bahnhof gebracht habe. Ich ging immer erst abends einkaufen, fasziniert davon, dass die Läden in Berlin bis zehn Uhr geöffnet waren. Außerdem steckte ich damals noch mitten in meiner Essstörung, sodass ich es den ganzen Tag schaffte, wenig bis nichts zu essen, abends aber dennoch loszog und Dinge besorgte, die meine Angst und die Leere in mir füllten.
Dieser September 2013 war irgendwie magisch. So herausgerissen aus dem Leben. Ich war mit meinen beiden Koffern und einem Rucksack nach Berlin gekommen und hatte für einen Monat eine Unterkunft gemietet. Erst im Oktober sollte das Studium losgehen. Über das Internet fand ich Menschen, mit denen ich mich treffen konnte. Wir waren alle neu in Berlin, stammten aus allen möglichen Ländern und ließen uns treiben. Wir saßen in Shisha-Bars, tanzten in den Discos mit weniger teurem Eintritt oder saßen einfach auf den Bürgersteigen und tranken Wodka vom Späti. Und von all diesen ersten Erlebnissen schrieb ich hier auf meinem Blog, den ich nur wenige Tage nach meinem Umzug eröffnete, um mit den vielen neuen Eindrücken nicht allein zu sein.
Nun sitze ich hier, fünf Jahre später, und schreibe immer noch. Nicht mehr so häufig, vielleicht weniger offen, doch das hier ist immer noch ein wichtiger Ort für mich. Ich habe die Kommentare zu meinem letzten Post gelesen und glaube, ich sollte weiter schreiben. Mit der Passwortlösung 2.0 vielleicht, so datenschutzkonform es eben geht. Das ist wohl am besten, denn es gibt immer wieder Artikel, die ich zu wichtig finde, um sie vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Und dann eben die, die zu privat sind, sie jedem zu zeigen. Dann kann ich auch die Posts von damals, die "auf Entwurf" gestellt sind, wieder zugänglich machen für alle, die sich dafür interessieren, wie ich es bis hier her geschafft habe.
In fünf Jahren passiert so viel. Und immer wart ihr dabei. Vor auch recht genau zwei Jahren habt ihr mir besonders stark gezeigt, wie sehr eigentlich fremde Menschen einem beistehen können. Nach jenem Erlebnis bin ich ins Wanken geraten, zwei Jahre lang war ich so vorsichtig, so darauf bedacht, mich nicht der geringsten Gefahr auszusetzen. Und doch bin ich meinen Weg weitergegangen, der zumindest (und eigentlich nur) dem Lebenlauf für Bewerbungen zufolge geradlinig war. Ich habe diese Linie unterbrochen, als ich meinen nach Schule, Abitur, Studium, Bachelor angefangenen Job zum ersten Mal gekündigt habe, um ein Masterstudium anzufangen. Und vor Kurzem habe ich ihn (als Werkstudentenjob weitergeführt) ein zweites Mal gekündigt, um mich selbstständig zu machen.
Während der letzten fünf Jahre wart ihr in den schlechtesten Zeiten für mich da und habt euch in den besten mit mir gefreut. Ich bin so dankbar, euch in meinem Leben zu wissen.
Die wunderbaren Menschen, die mir von Beginn an, über einen kurzen Zeitraum oder bis heute geschrieben haben und schreiben. Die lieben Personen, die ich persönlich treffen durfte. Und die Menschen, die zu einem festen Bestandteil meines Offline-Lebens geworden sind. 💖
Ihr macht jeden gemeinen Kommentar wett, die schönen sind ohnehin in der Überzahl, und ihr seid schon so oft eingesprungen, wenn jemand versucht hat, mich zu verletzen, weil die Inhalte oft solche sind, die viele von uns hören. Uns, deren Leben eben nicht geradlinig verläuft. Ich glaube, Blogger speichert die Kommentare nur bis 1.000. Jedenfalls sind 1.000 Kommentare hier veröffentlicht. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel ein paar unbeholfene Worte, rausgeschickt an einem regnerischen Septembertag vor fünf Jahren, bewirken können. Wem auch immer ihr euch anvertraut, einer Freundin, einem Familienmitglied, einem Lehrer oder dem Internet, es tut so gut. Danke. <3
Ich werde an der Passwortlösung arbeiten. Ich muss aber alle bitten, auch die, die schon im Verteiler eingetragen waren, mir noch einmal eine E-Mail an elfentrauma@web.de zu schicken, in die ihr ausdrücklich schreibt, dass ihr passwortgeschützte Posts von mir lesen und das Passwort per E-Mail zugeschickt haben möchtet. Leser*innen, die noch nicht im Verteiler waren, beachten zusätzlich, was im Reiter Passwort? steht. 😊
So viel Glitzer geht an euch raus, dass jede*r eine Hand voll abbekommt. 💖